Politskandale ohne Konsequenzen: Ist uns Korruption egal?

Freunderwirtschaft, schamlose Bereicherung - Österreichs Politik hat sich den Ruf erarbeitet, korrupt zu sein. Pauschal ist das falsch, doch Korruptionsfälle beeinflussen die ganze Gesellschaft.

vom 6. April 2024

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Die steirische FPÖ ist in einen Finanzskandal verstrickt?” Der junge Student schaut verdutzt. “Sollten wir das wissen?”, fragt er. Der angehende Mediziner sitzt mit Freunden im Gastgarten eines Lokals hinter der Grazer Oper. “Ein Finanzskandal? Wirklich?” Seit zwei Jahren wird gegen führende FPÖ-Politiker der Steiermark und der Stadt Graz ermittelt. Es geht um mögliche Untreue; Klubfördermittel, die in die Taschen von Politikern geflossen sein sollen. Ständig werden neue Vorwürfe laut. “In Graz?”, fragt jetzt ein anderer Student. “Keine Ahnung.” Die blaue Affäre in der Heimatstadt der fünf jungen Studierenden am Tisch ist an ihnen vorübergegangen.

Einige Hundert Meter weiter mustert eine weißhaarige Frau die Frühlingskollektion im Schaufenster eines Modegeschäfts und muss bei der Frage nach dem Grazer FPÖ-Kriminalfall schmunzeln: “Natürlich hab ich davon gehört, aber das interessiert mich nicht”, sagt sie. “Ich mag den Nachrichten gar nicht mehr zuhören.” Korrupt, meint die Frau, seien “die” doch sowieso alle.

Ein Mann mittleren Alters, helles Hemd, Jeans, Sakko, ist auf dem Weg zum Grazer Hauptplatz. Korruption? “Da könnte ich ein Buch darüber schreiben”, sagt der Unternehmer. “Wir sind eine Bananenrepublik.” Das beginne im Kleinen, wisse er aus eigener Erfahrung: “Wenn es um Aufträge geht, muss man sich etwas einfallen lassen.” Er meint: Essenseinladungen, Reisen, Hotelaufenthalte. “Je größer das Geschäft, desto mehr musst du bieten”, gibt er unverhohlen zu.

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